Die Carillons in Deutschland

Teil II: Die deutsche Carillonkultur im 20. Jahrhundert:
Blüte und Vernichtung, Wiederaufbau und Wiedervereinigung

                           
                                 Von Jeffrey Bossin                                                    

Deutsche Carillons aus Apolda und vaterländische Weisen für Graf Zeppelin und die Potsdamer Garnison

            Um 1900 war die deutsche Carillonkunst noch immer auf einem musikalisch sehr niedrigen Niveau[i]. Es gab keine Lehrstätte und keine Originalkompositionen für das Instrument. Die wenigen Carillonneure führten ein Außenseiterdasein am äußersten Rande des musikalischen Lebens. Von den insgesamt nur sieben Instrumente stammte keins aus einer deutschen Gießerei. Doch zu Beginn des 20.Jahrhunderts stand die Carillonkunst an der Schwelle einer großen Aufschwung, an der die Carillons in Berlin und Potsdam und die deutsche Gießerfamilie Schilling großen Anteil hatten.

             1905 traf der Blitz den Turm der Danziger St. Katharinenkirche, und der nachfolgende Brand vernichtete das alte Carillon von Johann Derck. Der Kirchenvorstand sammelte 12.000 Mark an Spenden, besichtigte die Instrumente der St. Nikolaikirche und St. Petrikirche in Hamburg und beauftragte die Gießerei Carl Friedrich Ulrich in Apolda, Thüringen, mit der Lieferung eines neuen Instruments. Der damalige Inhaber Franz Friedrich August Schilling hatte bisher zwar zahlreiche Geläute geliefert und nach einem ersten Versuch 1893, gerade zwei weitere kleinere Glockenspiele aber noch kein Carillon gegossen und gebaut[ii]. So fuhr er nach Brügge, Belgien, um das 27 Tonnen schwere Instrument von Joris Dumery aus dem Jahr 1748 zu untersuchen. Zum ersten Mal seit fast zweihundert Jahren wurde nun ein Carillon in einer deutschen Gießerei fertiggestellt. Die 37 Glocken trafen im September 1909 in Danzig ein[iii]. Der vollchromatische Chor hatte im Gegensatz zu den meisten Instrumenten, die seit dem 17.Jahrhundert entstanden waren, auch Glocken für die kleinen cis- und dis-Pedale[iv]. Die Firma Korfhage und Sohn aus Buer bei Osnabrück baute den Stockspieltisch mit 37 Tasten und 20 Pedalen und lieferte die Automatik. Das Carillon wurde am 1.Mai 1910 eingeweiht und danach von Herrn Edel, Organisten an der Barbarakirche, Montags bis Freitags von 11 bis 11.30 Uhr gespielt. Wie das Derck-Instrument ließ die Stimmung von Schillings' Carillon zu wünschen übrig: Freilich ist die Klangwirkung nicht in allen gleich gut, denn ganz 'glockenrein' ist die Stimmung der einzelnen Töne nicht ausgefallen - ein wohl kaum völlig zu vermeidender Mangel [v]. Es war ein damals allgemeines Problem des Carillonbaus. Die im 19.Jahrhundert verlorengegangenen Geheimnisse des Glockenstimmens waren erst vor kurzem in England wiederentdeckt und in der Gießerei Taylor praktisch erprobt worden. Es vergingen jedoch mehrere Jahrzehnte, bis die neuen Kenntnisse bei der Anfertigung von Carillonglocken in Deutschland zur Anwendung gelangten.

            Der Fortschritt der Technik erreichte die entlegenen Höhen der Glockentürme zunächst auf andere Weise, und es entstanden Nachahmungen, die mit dem Carillon konkurrierten. Schon 1908 hatte das Münchner Rathaus ein Glockenspiel mit elektrischer Klaviertastatur erhalten. Allerdings verursachten die 43 Glocken aus der Metallgießerei Oberascher bei den schon seit Wochen anhaltenden Proben immer und immer wieder arge Disharmonien [vi]. 1913 verkaufte die Gießerei Petit und Edelbrock ein Glockenspiel mit einer überdimensionerten, mechanisch angetriebenen Klaviertastatur für das Kölner Rathaus. Jacob Vincent, der damals renommierte Carillonneur am Königlichen Palast zu Amsterdam, spielte die Einweihung und diente als Reklame für die vermeintlichen Vorzüge dieser neuen Art von Glockeninstrument.

            Ungeachtet solcher technischen Neuerungen, brachte der Organist der Hamburger Dankeskirche Gustav Adolf Leopoldt ab 1898 zuerst vertretungsweise und nach mehrjährigem Dienst hauptamtlich das Carillon der St. Nikolaikirche auf althergebrachte Weise zum Klingen. Während der Bespielungen, die sonntags und mittwochs jeweils um 12.45 Uhr und freitags um 19.45 Uhr stattfanden, bot er Choräle und geistliche Lieder wie Ich bete an die Macht der Liebe, Harre, meine Seele, Laß mich gehn, So nimm denn meine Hände und Wir treten zum Beten, Bearbeitungen klassischer Stücke wie Mendelssohns Lieder ohne Worte und Chöre von Haydn und Händel, sowie populäre Weisen wie Stadt Hamburg an der Elbe Auen . Abends waren Wiegen- und Abendlieder wie Guten Abend, gute Nacht und Soviel Stern' am Himmel stehn zu hören. 

            In Berlin setzte Eugen Thiele, der die Tätigkeit seines Vaters an der Parochialkirche 1903 übernommen hatte, die halbstündigen Sonntagskonzerte auf dem fast zweihundert Jahre alten De-Grave-Carillon fort und spielte Programme mit Kirchenchorälen wie Großer Gott, wir loben dich, mit Volksweisen wie Guter Mond, du gehst so stille und mit Liedern von Brahms, Händel, Mendelssohn, Mozart und von Weber[vii]. Als während eines der Sonntagskonzerte 1909 Graf Zeppelin mit seinem Luftschiff dicht am Turm vorbeiflog, bot Thiele ihm einen spontanen musikalischen Gruß in Form von dem Deutschlandlied . Drei Jahre später profitierte auch er, der in seinem luftigen Musikzimmer im Winter immer gar zu sehr frieren mußte  vom technischen Fortschritt und bekam....unter seine wurmstichige alte Bank einen blanken, neuen, elektrischen Ofen gesetzt [viii]. In Potsdam starb der Organist und Carillonneur der Garnisonkirche Hermann Baltin 1910. Sein Nachfolger Otto Becker gab sein erstes Carillonkonzert anläßlich des Geburtstags der Kaiserin Auguste Viktoria im Oktober des selben Jahres. Obwohl er das ungewöhnliche Instrument nicht ein einziges Mal vorher ausprobieren konnte, stellte er eine entsprechend anspruchsvolle Liedfolge zusammen. Über den Verlauf der Darbietung erzählte Becker nachher: Am hellichten Tag bekam ich nach langer Zeit wieder einmal Lampenfieber. Beim einstimmigen Spiel merkte ich schon die ungewohnt weiten Abstände und die schwere Spielart der Hebeltasten. Als ich aber meine kunstvollen Begleitungen anbringen wollte, geriet ich völlig durcheinander und schlug 'wunderbar' falsche Töne an. Ich mußte dann zunächst froh sein, einstimmig oder kümmerlich zweistimmig spielen zu können [ix]. Becker lernte allmählich jedoch die Tasten gut zu beherrschen. Er wurde durch sein Spiel bald eine der bekanntesten und beliebtesten Persönlichkeiten in Potsdam, und zahlreiche Menschen erklommen die 365 Stufen zur Glockenkammer, um den kleinen Professor bei seiner schweren Arbeit zuzusehen. Im Laufe der Jahren trugen sich der Kaiser, seine Söhne, hohe Beamten und Generäle, Minister und Abgeordnete, Forscher und Künstler in das Turmgästebuch ein. Graf Zeppelin machte bei seinem Besuch Otto Becker den Kompliment: Sie, mein Lieber, führt die Musik in höhere Sphären, ich mußte mir dazu ein Luftschiff bauen [x]. Wie seine Vorgänger wurde Becker angeordnet, das Carillon nur an hohen Feiertagen, an patriotischen Gedenktagen und an Geburtstagen und bei Hochzeitsfeiern des Kaiserhauses zu spielen, wofür er jedes Mal zwanzig Mark aus der kaiserlichen Privatschatulle bekam.

            Und wie seine Vorgänger mußte auch Becker zunächst auf einem mangelhaften Instrument musizieren. Bereits in der zweiten Hälfte des 18.Jahrhunderts hatte der Kirchenvorstand dem Berliner Glockengießer Johann Friedrich Thiele mit dem Umguß von sechs De-Grave-Glocken beauftragt[xi]. Trotzdem mußte der Pfarrer der Hof- und Garnisonkirche Bernhard Rogge 1882 feststellen, daß unter den vierzig Glocken sich etwa fünfzehn befinden, die ihrem musikalischen Zwecke nicht mehr oder doch sehr unvollkommen entsprechen [xii]. Nach einer Reparatur des Carillons erhielt die Gießerei Gustav Collier in Zehlendorf bei Berlin 1910 und 1911 den Auftrag, drei kleine zerbrochene Glocken neuzugießen[xiii]. Nach mehreren Versuchen konnte sie zwei davon liefern, von denen jedoch nur eine den richtigen Ton hatte[xiv]. 1913 ersetzte die Gießerei Franz Schilling Söhne aus Apolda, die 1910 aus der Gießerei Carl Friedrich Ulrich hervorgegangen war, die falsch gegossene und fügte die noch fehlende Glocke hinzu[xv].

            Die sich überstürzenden Ereignisse im Sommer 1914 veranlassten der Potsdamer Carillonneur Otto Becker zu einem Sonderkonzert: Am Tag der Kriegserklärung bin ich nachts um elf Uhr mit einer Stallaterne auf den Turm geklettert und habe vaterländische Weisen gespielt. Von hier oben aus habe ich die Abschiedsparade der Potsdamer Garnison vor ihrem Ausrücken in den Weltkrieg gesehen und dabei auch die Glocken erklingen lassen [xvi]. Auch die Carillonneure leisteten einen musikalischen Kriegsdienst. Becker spielte nun täglich aus einer von Kaiser Wilhelm II. zusammengestellten Liste kirchlicher und patriotischer Lieder. Er machte von der Erlaubnis, zu jeder Zeit musizieren zu dürfen, reichlich Gebrauch und brachte die Glocken nicht nur öfters vor und nach den Gottesdiensten sondern auch gelegentlich ohne besonderen Anlaß und aus eigenem Antrieb an den Wochentagen zum Klingen. In Berlin bot Eugen Thiele nur Choräle und geistliche Lieder bittenden, dankenden und tröstenden Inhaltes, abwechselnd mit unseren herrlichen Vaterlandsliedern [xvii]. Waren auf den Carillons der preußischen Residenz nur inhaltlich eingeschränkte Programme zu hören, so verstummten die beiden Hamburger Carillons gänzlich. Aufgrund einer Verordnung vom 1.März 1917 wurden sie zusammen mit 60.000 bis 70.000 Glocken aus Deutschland und den besetzten Gebieten einschmolzen und das Metall der Kriegsindustrie zugeführt.

            Als im folgenden Jahr der Erste Weltkrieg schließlich zu Ende ging, waren von den sechs Carillons, die zu Kriegsbeginn auf deutschem Boden gestanden hatten, nur vier übriggeblieben, und von diesen gingen bald zwei weitere dem Land verloren: Danzig wurde als Freistadt vom Deutschen Reich getrennt. Das Carillon im Velener Schloß, das seit längerer Zeit nur noch als automatisches Glockenspiel zu hören war, fiel 1931 einem Brand zum Opfer. An Stelle der verlorengegangenen Instrumente wurden zunächst keine neuen installiert. Zwar gab es Überlegungen, die beiden eingeschmolzenen Hamburger Carillons zu ersetzen, doch die verkehrsreichen Strassen der Innenstadt waren kein angemessener Ort mehr, um Carillonmusik zuzuhören, und die Idee wurde aufgegeben. So blieben nur die zwei Carillons von Berlin und Potsdam übrig. Die ehemalige preußische Residenz avancierte nun zum Schauplatz der deutschen Carillonkultur und erlebte infolge der exponierten Lage der Berliner und Potsdamer Instrumente und der regen Tätigkeit ihrer Spieler eine neue Blütezeit.

 

Turmmusiken mit Blechbläsern und ein vierhändiges Konzert im Rundfunk

            In Potsdam bestieg Becker weiterhin zur Winterszeit den Turm der Garnisonkirche am Reformations- und Totensonntag, zu den Adventssonntagen, Weihnachten und Sylvester und Neujahr. In den Sommermonaten war er gewöhnlich eine halbe Stunde lang vor oder nach den sonntäglichen Gottesdiensten und bei gutem Wetter oft auch an den langen Abenden zu hören. Während der Woche spielte er auch zu Gedenktagen, bei Militärgottesdiensten und während der öffentlichen Führungen durch die Hof- und Garnisonkirche, die jeden Donnerstag stattfanden. Sein Repertoire bestand zum größten Teil aus zweistimmigen Chorälen und Volksliedern. Ab und zu bot er ein Marschlied, politische Lieder lehnte er ab. Im Laufe seiner Tätigkeit zwischen 1910 und 1945 gab Becker mehr als 2.000 Sonn- und Feiertagskonzerte und bearbeitete nahezu zweihundert Choräle und Lieder für das Carillon.

            In Berlin war Eugen Thiele infolge einer scharfen Auseinandersetzung mit dem Kirchenvorstand 1917 gekündigt worden. Sein Nachfolger Robert John, der als Organist an der Parochialkirche schon 1903 Anspruch auf den Carillonneursposten erhoben hatte, mußte aus gesundheitlichen Gründen die begehrte Tätigkeit drei Jahre später an seinen Vertreter Hans Siepert delegieren. Siepert erhielt seine hauptamtliche Bestallung als Carillonneur und Organist 1923 und konzertierte neben den regelmäßigen Sonntagsbespielungen nach den Gottesdiensten jeden Mittwoch auf freiwilliger Basis. Die Mittwochsprogramme boten sechs bis vierzehn Stücke, die sich nach den wiederkehrenden Ereignissen des Jahres und des Kirchenkalenders richteten und ab 1926 sogar für ein ganzes Jahr im Rundfunk zu hören waren. Seine besondere Liebe galt den Turmmusiken mit Blechbläsern, die er in unregelmäßigen Abständen an den hohen Feiertagen veranstaltete. Siepert füllte drei Hefte mit mehr als vierhundert kurzen, auf einem Notensystem geschriebenen Bearbeitungen von Kirchenchorälen und Volksliedern sowie von einigen Märschen und klassischen Werken[xviii]. Wie seine Vorgänger kannte er allerdings weder Originalwerke für Carillon, noch verfaßte er selbst welche.

Siepert und Becker musizierten in der Tradition der deutschen Carillonautodidakte, und ihre einfachen Stücke und bescheidene Spielweise hatten nichts mit der virtuosen Kunst gemeinsam, die die belgische Carillonschule in Mecheln unter der Leitung von Jef Denyn zu dieser Zeit pflegte. Dasselbe galt der Spieltechnik der beiden Deutschen. Im Gegensatz zu Denyn, der wie die heutigen Carillonneure die Tastenstöcke mit geballten Fäusten schlug, umgriffen Siepert und Becker die Hebel mit der ganzen Hand und drückten sie nieder. Auch Sieperts beide Nachfolger Reinhold Grassnick[xix] und Wilhelm Bender spielten nach dieser Methode; Bender trug sogar dabei Lederhandschuhe. Alle machten nur spärlichen Gebrauch vom Pedal.

            Die Zwanziger Jahre brachten Siepert nicht nur Erfolge sondern auch Unruhe und Sorgen. Ein Konzert mit Blechbläsern hatte unerwartete Folgen: die patriotischen Gefühle des Volkes, die seit der Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg verpönt waren, brachen plötzlich aus den Zuhörern hervor: Am Pfingstfeste 1922 war im strömenden Regen wieder Turmmusik. Die trotzdem sehr große Zahl der Zuhörer


[i] Nach den Richtlinien der World Carillon Federation ist ein Carillon ein Musikinstrument bestehend aus gestimmten Bronzeglocken, gespielt auf einem Stockspieltisch. Es werden nur Instrumente mit mindestens 23 Glocken berücksichtigt. Vgl. Satzung der World Carillon Federation von 8. August 1978, Amersfoort, Artikel 3 Absatz 15. Viele der heutigen Carillonneure und Glockensachverständigen bezeichnen sowohl echte Carillons als auch kleine Glockenspiele mit Stockspieltischen, Glockenspiele mit elektrischen Klaviertastaturen und automatische Glockenspiele dennoch mit dem Wort "Carillon". In diesem Artikel werden deshalb nur die Instrumente, die der Definition der World Carillon Federation entsprechen, Carillons genannt. Auch Instrumente der ehemaligen DDR mit Mangankupfer- statt Bronzeglocken werden als Carillons bezeichnet. Die Gesamtgewichte der Carillons werden in Tonnen und die Tonhöhen der Glocken mit hochgestellten Zahlen angegeben. Ein Pfeil zwischen zwei Tonangaben (c2·a3) bezeichnet eine chromatische Tonfolge.

[ii] Die Glockenspiele mit jeweils 19, 15 und 17 Stimmen wurden 1893 für Liegnitz, 1903 für Lehe-Geestemünde und 1904 für Speyer gegossen.

[iii] Zur Anzahl und Gewicht der Danziger Glocken vgl. Bruno Meyer: Die Glockenspiele auf St. Katherinen in Danzig. In: Heimatblätter des Deutschen Heimatbundes Danzig, 3.Jhg. Heft 1 (1926), S. 12-16, hier S. 15 und die Werbebroschüren der Gießerei Franz Schilling Söhne Das Lied von der Glocke, o.O.[Apolda] o.J.[1913?], S. 15f. und Hofglockengießerei Franz Schilling Söhne Apolda, o.O.[Apolda] o.J.[1927], S. 19 und S. 37.

            In der neueren Carillonliteratur wird das Danziger Carillon häufig als das zu jener Zeit größte der Welt eingestuft mit 39 Glocken, einem Gesamtgewicht von 27 Tonnen und einem Tonumfang von as0-b0-c1·c4. Vgl. Kurt Hübner: Der Glockenguß in Apolda. Weimarer Schriften Heft 40 Weimar 1980, S. 27; Margarete Schilling: Das Magdeburger Glockenspiel. o.O.[Magdeburg] o.J.[1979], o.S.; Margarete Schilling: Glocken und Glockenspiele. Rudolstadt/Gütersloh 1982, S. 136, 148 und 168; Margarete Schilling: Glocken aus Apolda. o.O.[Apolda] o.J.[1987], S. 3 und 34; Margarete Schilling: Kunst, Erz und Klang. Berlin 1992, S. 171 und 197. Diese Einstufung entspricht nicht den tatsächlichen Gegebenheiten. Nach Auskunft von Franz Peter Schilling gehörten die as0- und b0-Glocken nur zum Geläut, das Franz Schilling sen. zusammen mit dem Carillon an die St. Katharinenkirche nach Danzig lieferte; Brief an den Autor, 28. Februar 1990.

            1910 hatten die beiden größten Carillons der Welt jeweils 47 Glocken; das eine - mit einem Gesamtgewicht von 44 Tonnen - hing im Südturm des portugiesischen Königspalastes in Mafra, das andere - mit einem Gesamtgewicht von 27,5 Tonnen - im Belfried von Brügge. Das damals größte Instrument in Deutschland war das Carillon der St. Petrikirche in Hamburg mit 43 Glocken. Carillons größer als das Schilling-Instrument für Danzig gibt es schon seit dem 17.Jahrhundert.

[iv] Vgl. Pieter Hemony: De on-noodsakelijkheid en ondienstigheid van cis en dis in de bassen der klokken. Delft 1678.

[v] Vgl. Meyer (wie Anm.3), S. 16.

[vi] Paul De Wit (Hrsg.): o.T. In: Zeitschrift für Instrumentenbau, 28. Jhg. Nr. 36 (1908) S. 1179.

[vii] Noten von Eugen Thiele befinden sich im Besitz von Franz Peter und Margarete Schilling, Apolda.

[viii] Paul De Wit (Hrsg.): o.T. In: Zeitschrift für Instrumentenbau, 32. Jhg. Nr. 32 (1912) S. 1219.

[ix] Walter Grauer: Eherne Lieder klingen über Potsdam. In: Niederbarnimer Kreisblatt, (18. Juli 1939).

[x] Elisabeth Becker: o.T.[unveröffentlichtes Typoskript], Potsdam o.J., S. 27.

[xi] Thiele ersetzte folgende Glocken des Potsdamer Carillons: 1765 es3, 1787 c3 und cis3, 1789 d3 und fis3 sowie 1797 h2. Möglicherweise wurde um 1843 auch die cis4-Glocke von einer unbekannten Werkstatt neugegossen. Vgl. Jeffery Bossin: Die Carillons von Berlin und Potsdam. Berlin 1991, S. 75 und 182-183.

[xii] Bernhard Rogge: Die Königliche Hof- und Garnisonkirche zu Potsdam - Ein Denkmal vaterländischer Geschichte. Berlin 1882, S. 10.

[xiii] Nach einer von Eugen Thiele 1930 zusammengestellten Liste der Carillonglocken der Potsdamer Garnisonkirche wurden die e3-, f3- und h3-Glocken ersetzt. In einem Brief vom 6. Januar 1913 bezeichnete der Potsdamer Baurat H. Wichgraf die größte dieser Glocken jedoch als dis3. Da in Thieles Liste die dis3-Glocke die Jahreszahl 1765 und den Namen des Gießers J.F.Thiele trägt und die e3-Glocke von Schilling stammt, hat sich entweder Wichgraf geirrt oder Thiele die Angaben zu den dis3- und e3-Glocken vertauscht.  Vgl. Eugen Thiele: Das Glockenspiel auf dem Turm der Garnisonkirche zu Potsdam. Potsdam 1930 sowie Margarete Schilling: Kunst, Erz und Klang. Berlin 1992, S. 172.

[xiv] Die zweite, eine h3-Glocke hatte eine Bleiauflage auf der Innenseite. Collier hatte offensichtlich versucht, den zu niedrig geratenen Schlagton der Glocke zu erhöhen.

[xv] Nach Eugen Thieles Liste der Carillonglocken der Potsdamer Garnisonkirche ersetzte Schilling die von Collier gegossene h3-Glocke und fügte die e3 hinzu.

[xvi] Walter Grauer: Aus Prof. Beckers Turmprotokoll. In: Potsdamer Tageszeitung, (18. Juli 1939). Zu den Liedern, die Becker dabei spielte, gehörte Die Wacht am Rhein.

[xvii] Eugen Thiele: Das Glockenspiel der Evangelischen Parochialkirche zu Berlin. Gedenkschrift zum zweihundertjährigen Jubiläum des Glockenspiels. Berlin 1915, S. 79.

[xviii] Hans Sieperts Bearbeitungen befinden sich im Archiv der Evangelischen Parochialkirche Berlin. Seinerzeit fand Siepert selber keine Carillonnoten im Kirchenarchiv sondern nur eine Anzahl von Bearbeitungen für das automatische Glockenspiel vor, hauptsächlich von Ludwig Thiele und Henri Jaquemar. 

[xix] Grassnick wird mit ß geschrieben.